Er­nährung im Alter: Mit kleinen An­pas­sungen grosse Wirkung erzielen

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Essen be­reitet Freude. Kann aber auch Zweifel wecken, ob das, was man gerade isst, einem wirklich guttut. Was muss, soll, darf man im Alter noch essen und trinken? Im Dickicht der Tipps gibt es ein­fache Regeln, die als Kompass dienen. Denn oft kann man sich mit kleinen Ernährungshelfern viel Gutes tun. 

Peter Küenzi grinst. «Nein, gross etwas verändern möchte ich an meiner Ernährung nicht», meint der 72-jährige pen­sio­nierte Lehrer aus dem Zürcher Oberland, «das lohnt sich ja schon fast nicht mehr. Doch hie und da etwas an­passen oder op­ti­mieren – alle wollen sich doch heute immer op­ti­mieren – das wäre, glaube ich, gut.» Während er das sagt, schaut er für einen kurzen Au­gen­blick an sich hin­unter, mu­stert seinen Bauch und schaut etwas verlegen.

Als er noch jung ge­wesen sei, also in den 1960/70er Jahren, da habe er einfach noch ge­gessen, was ihm ge­schmeckt habe. Es kam überhaupt nicht darauf an, was und in welchen Mengen. «Ich habe Vollzeit ge­ar­beitet, hatte drei Kinder, die mich zusätzlich zu meinen son­stigen Aktivitäten auf Trab ge­halten haben und habe mich immer sehr gerne körperlich bewegt. Sogar ge­raucht habe ich. Doch krank war ich, zum Leid meiner Schüler, nie.»

Die «Best Ager»

Peter Küenzi gehört, de­mo­gra­phisch ge­sehen, zu der Bevölkerungsgruppe in der Schweiz, die immer grösser wird. Er ist einer von 1,6 Mil­lionen Ein­wohnern, die älter als 65 sind. So wundert es nicht, dass sich die Wer­be­indu­strie für seine Ge­ne­ration schöne Be­griffe wie «Best Ager» oder «Silver Ager» aus­ge­dacht hat, um auch diesen Men­schen ständig auf­zu­zeigen: Wenn du unser Produkt zu dir nimmst, bleibst du gesund, schön und fit. Das hört sich zwar ver­lockend an, doch zum Ziel führen die meisten Pro­dukte damit nicht. «Jung oder jünger aus­sehen möchte ich nicht und ständig ir­gend­welche Zusatzpräparate schlucken schon gar nicht», so Peter Küenzi, «auch wenn das einem viele weis­machen wollen. Ei­gentlich möchte ich nicht viel ändern, sondern eben hie und da etwas an­passen. Mein erklärtes Ziel: Wei­terhin gesund bleiben, trotz meiner familiären Ver­an­lagung zum Altersdiabetes.»

Doch kann man auch ohne Nahrungsergänzungsmittel und trotz der kleinen lieb­ge­wonnen Es­sens­ri­tuale mit 70 plus bei stets guter Ge­sundheit bleiben? Kleine Ernährungshilfen aus dem Ernährungszentrum machen das Leben leichter.

Al­ters­dia­betes

Peter Küenzi fragt das Ernährungszentrum: «Kann ich denn überhaupt noch etwas Süsses essen, obwohl in meiner Fa­milie gehäuft Al­ters­dia­betes vorkommt?»

Zucker ist nicht ver­boten. Ideal ist, wenn er in Form eines Des­serts – also nach einer vor­zugs­weise gemüselastigen Mahlzeit – ein­ge­nommen wird. So ge­langt der Zucker sehr viel lang­samer vom Darm ins Blut, weil die Nah­rungs­fasern der Haupt­mahlzeit wie eine Art Bremse wirken. Da­durch werden die Gefässe und der Blut­zucker­stoff­wechsel ge­schont.
Ge­nerell sollten Sie darauf achten, dass Sie nur einmal am Tag etwas Süsses essen. Wenn, wie bei Ihnen, eine familiäre Dis­po­sition vor­liegt, sollten Sie Ihren Blut­zucker regelmässig von Ihrer Hausärztin messen lassen.

Ge­wicht

«Ich war noch nie total dünn. Doch hat mein Bauch­umfang in den letzten Jahren schon zugenommen.»

Männer, wie auch Frauen, legen im Alter im oberen Bauch­be­reich oft Fett an. Dieses so­ge­nannte Vis­ze­ralfett bildet entzündungsaktive Stoffe und ist mass­geblich an der Ent­stehung von Herz- Kreis­lauf­erkran­kungen be­teilig. Ebenso können diese Stoffe die Wirk­samkeit von In­sulin hemmen, was wie­derum die Ent­stehung von Al­ters­dia­betes begünstigt.
Gut ist es in Ihrem Fall, wenn trotz des kleinen Bäuchleins die Mus­ku­latur durch regelmässige Be­wegung er­halten bleibt. Da­durch werden die Organe und Gefässe aus­rei­chend mit Sau­er­stoff ver­sorgt, der Körper bildet entzündungshemmende Stoffe und Sie trai­nieren zudem Ihren Gleich­ge­wichtssinn.
Wenn Sie es also schaffen, Ihre Mus­ku­latur zu er­halten, dürfen Sie ruhig etwas mehr auf die Waage bringen.

Fleisch

«Bald ist wieder Metzgete. Ist das sehr fleisch­la­stige Essen überhaupt in ir­gend­einer Weise gesund?»

Ganz ge­nerell kann man sagen: Je we­niger das Fleisch ver­ar­beitet ist, umso besser. Denn Wurst­waren, geräuchertes und gepökeltes Fleisch ent­halten Nitritpökelsalze und oft auch viel Fett. Beides ist er­wie­se­ner­massen nicht gesund – auch nicht für junge Men­schen.
Bei der Metzgete nehmen Sie am besten ein ma­geres Rippli. Wenn Sie dazu noch Sau­er­kraut und einen kräftigen Senf wählen, nehmen Sie schon fast Me­dizin zu sich.

Al­kohol

«Und wie sieht es mit Al­kohol aus? Am Abend trinke ich gerne Rotwein. Dass ich davon nicht allzu viel trinken sollte, ist mir klar. Doch wie viel wäre zu viel des Guten?»

Die Faust­regel zum Thema Al­kohol ist: Frauen nicht mehr als 20 Gramm pro Tag, Männer ungefähr 40 Gramm pro Tag. 10 Gramm Al­kohol sind in einer Stange La­gerbier oder einem Ap­felmost, be­zie­hungs­weise in 1 bis 1,5 De­zi­liter Wein ent­halten.
Und wer Me­di­ka­mente nimmt, sollte sich auf alle Fälle immer erst ver­ge­wissern, ob sich der Al­ko­hol­konsum mit den Me­di­ka­menten verträgt.
Tipp: Wenn Sie pro De­zi­liter Wein 2 De­zi­liter Wasser, be­zie­hungs­weise pro Stange Bier 3 De­zi­liter Wasser trinken, halten Sie zum einen Ihren Was­ser­haushalt im Körper auf­recht, da dieser den Körper de­hy­driert, also die Nieren zum Was­ser­lassen anregt. Zum an­deren trinken Sie auf diese Weise we­niger Wein oder Bier, sondern zwi­schen­durch auch mal ein Glas Wasser.

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Elke Koch

2 Kommentare zu „Er­nährung im Alter: Mit kleinen An­pas­sungen grosse Wirkung erzielen“

  1. Grüss Gott Frau Koch.
    Mir geht es in etwa gleich wie, in Ihrem Ar­tikel be­schrie­benen, Peter Küenzi. Bin 73 Jahre, männlich, 186 cm und 92 kg. Und eben, der Bauch­umfang hat zu­ge­nommen, trotz meiner grossen sport­lichen Be­tä­tigung. Bin pro Woche 2–3 mal je 1 Stunde im M‑FIT, 1 Std. im Turn­verein, Fahr­rad­fahren, Wan­de­rungen, also reihe ich mich eher bei den Fit­teren ein. NR, und Al­kohol gibt es längst nicht jeden Tag und wenn, dann mit Genuss. Unsere Er­nährung ist, meines Er­achtens, aus­ge­wogen. Gemüse, Fleisch, Fisch ei­gentlich essen wir alles, aber nicht einseitig.
    Meine Frage wäre nun, wie kann ich ef­fektiv meinem vis­ze­ralen Fet­te­ansatz zu Leibe rücken. Das möchte ich sehr gerne abbauen.
    herz­lichen Dank und freund­licher Gruss
    Edi

    1. Guten Tag Herr Zweifel

      Vielen Dank für Ihre Rück­meldung und die in­ter­es­sante Frage.
      So wie Sie ihre kör­per­liche Ak­ti­vität und die Er­nährung be­schreiben, könnte ich keine ein­deu­tigen An­halts­punkte er­kennen — Gra­tu­altion üb­rigens! Dafür müsste man eine de­tail­liertere Ana­mnese (fa­mi­liäre Prä­dis­po­sition und Er­nährung) machen. Das Alter an sich und der Rückgang der Hor­mon­pro­duktion ist einer der Haupt­fak­toren für die ver­mehrte Fett­ein­la­gerung im Bauch­be­reich. Wenn Sie die Mus­ku­latur re­gele­mässig trai­nieren, tun Sie schon sehr viel Gutes. Sie mi­ni­mieren damit die Bildung der ent­zünd­lichen Stoffe aus diesem Gewebe. Eine leichte Ge­wichts­ab­nahme von ca. 2 Kg würde sich be­stimmt auch po­sitiv auswirken.
      Bei der ver­mehrten Fett­ein­la­gerung im Bauch­be­reich spielen auch Stress und die damit ver­bundene ver­mehrete Cor­tisol­aus­schüttung eine Rolle. Ich vermute aber eher nicht, dass dieser Faktor in Ihrem Fall eine Ur­sache ist.
      Mehr kann ich, ohne ge­nauere Kennt­nisse ihrere in­di­vi­du­ellen Werte und An­gaben, leider nicht sagen. Ich hoffe dennoch, dass ich mit dieser Antwort ge­holfen habe.
      Freund­liche Grüsse,
      Ruth El­len­berger, dipl. Er­näh­rungs­be­ra­terin HF SVDE

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