Warum gehören Menschen mit Adipositas zur Corona-Risikogruppe?
Heinrich von Grünigen: Es sind vor allem die Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme, welche das Risiko erhöhen können, dass Corona nach einer Infektion allenfalls einen schwereren Verlauf nehmen kann.
Für die meisten gilt gerade Home-Office – besonders für jene, die einer Risikogruppe angehören. Was raten Sie adipösen Menschen für die Zeit in der Isolation zu Hause?
Studien haben gezeigt, dass Menschen in der Home-Office-Situation im Schnitt pro Tag 400 Kalorien mehr zu sich nehmen, als sie verbrauchen. Das summiert sich in zwei Wochen auf ein Kilo zusätzliches Gewicht. Eine witzig gemeinte Empfehlung lautet: Bringen Sie in Ihrem Kühlschrank ein Plakat an mit dem Text: «Du hast keinen Hunger, dir ist bloss langweilig. Mach die verdammte Kühlschrank-Tür wieder zu!» Aber im Ernst: Hilfreich ist eine klare Tagesstruktur mit fixen Essenszeiten und drei «richtigen» Mahlzeiten. Und vor allem: Gar keine Snack-Waren einkaufen, auch wenn jetzt die restlichen Oster-Schoggi-Eier zum halben Preis angeboten werden.
Gleich doppelt betroffen sind Menschen, die vor einem bariatrischen Eingriff stehen: Auf Grund der Situation dürfen die Operationen momentan nicht durchgeführt werden. Wie können sich die Betroffenen Mut machen?
Das ist tatsächlich für die Betroffenen eine zusätzliche Belastung, denn viele können es gar nicht erwarten, bis endlich die Vorbereitungen zur OP abgeschlossen sind. Da hilft unter anderem der Austausch mit anderen, die in der gleichen Situation sind, in einer Selbsthilfegruppe (wo derzeit auch virtuelle Meetings stattfinden, oder per Facebook), und zudem besteht die Hoffnung, dass in den Spitälern bald wieder die «normalen» Eingriffe ausgeführt werden können, wenn die erste Corona-Welle weiter abebbt.
Nach einem bariatrischen Eingriff gibt es einiges zu beachten. Gibt es wegen des Virus’ noch ein paar Dinge mehr?
Nach jedem grösseren Eingriff ist das Immunsystem vorübergehend belastet und geschwächt, deshalb ist es besonders wichtig, die Hygiene-Vorschriften peinlich genau einzuhalten: im Zweifelsfall lieber häufiger desinfizieren und unsichere Kontakte so komplett wie möglich vermeiden. Auch das wird vorübergehen.