Jeder vierte Erwachsene in der Schweiz hat einen erhöhten Blutdruck. Was kann eine Hypertonie im Menschen alles verursachen?
Dr. Alessandro Marzan: Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Faktoren, die mitbestimmen, wie alt wir überhaupt werden und wie gesund wir unser Leben lang bleiben. Denn die heftigen Pulsationen des zu hohen Blutdruckes führen über die Jahre dazu, dass alle Gefässe unseres Körpers spröder werden und verkalken. Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Ein Rohr, das stets heftig hin und her gebogen wird, zerbricht schneller, als wenn es einfach ruhig gelagert wird. So verhält es sich auch mit unseren Gefässen, von denen alle unsere Organe abhängig sind.
Bluthochdruck alleine ist nach Schätzungen der WHO für 54 Prozent aller Hirnschläge sowie für 47 Prozent aller Herzinfarkte verantwortlich. Weiter ist er ein wichtiger Risikofaktor für eine Herzschwäche, für Vorhofflimmern – eine Herzrhythmusstörung, bei der Gerinnsel aus dem Herzen «abspicken» und zu Hirnschhlägen führen können – sowie für eine chronische Nierenschwäche. Auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (die sogenannte «Schaufensterkrankheit») ist eine weitere Folge von Bluthochdruck. Dabei verkalken die Beinarterien immer mehr, was zu Schmerzen beim Gehen führt, sodass die Betroffenen vor jedem Schaufenster stehen bleiben, um damit ihre Schmerzen vor der Umwelt zu verbergen.
Die Hypertonie verursacht Schäden an den grossen und kleinen Gefässen des Kopfes mit, so dass sie auch Ursache für verschiedene Formen von Demenz ist. Des Weiteren verursacht sie auch häufig verschiedenste Symptome, wie eine abnehmende Sehleistung oder eine zunehmende Potenzschwäche. In der Tat gibt es fast kein Organsystem, das nicht durch einen chronisch erhöhten Blutdruck tangiert wird.
Vermutlich werden die wenigsten ihren zu hohen Blutdruck selbst erkennen – er gilt ja als «schleichender Killer». Gibt es dennoch Indizien, die einen bei sich selbst, oder auch bei anderen, hellhörig werden lassen sollten?
Bluthochdruck selbst feststellen, ist schwierig: Die Beschwerden werden, wenn überhaupt, erst sehr spät erkannt, da man sich meist gesund fühlt und deshalb nicht zur ärztlichen Kontrolle geht. Da die Krankheit häufig ist, und eben still verläuft, sollte man sich regelmässig darauf untersuchen lassen. Man selbst sollte hellhörig werden, wenn man häufig unter Kopfschmerzen, einem Druck im Kopf oder Schwindel leidet. Ist dies der Fall, sollte man sich den Blutdruck messen lassen, was man zum Beispiel in jeder Apotheke machen lassen kann.
Bluthochdruck-Patienten werden medikamentös behandelt. Wie kann man die Behandlung positiv unterstützen?
Bei jeder Blutdruckbehandlung ist es sehr wichtig, auch gleichzeitig die aktuelle Lebenssituation und den Lebensstil anzuschauen. Viele von uns stehen aufgrund von zum Teil schwierigen oder fremdbestimmten Lebensumständen unter Stress, was zu hohem Blutdruck führen kann. Auch ungenügende, oder mit falschen Medikamenten behandelte chronische Schmerzen können eine Hypertonie verstärken. Der Konsum von zu viel Salz, süssholzhaltige Produkte (Lakritze, Tees), Alkohol und ein Lebensstil mit zu wenig Bewegung, Übergewicht oder zu wenig Schlaf sind weitere wichtige Faktoren, die einer guten Blutdruckeinstellung im Wege stehen können. All diese Faktoren lohnt es sich immer wieder von Neuem anzuschauen und anzugehen. Häufig kann dann mit weniger, oder allenfalls sogar auch ohne Medikamente, ein normaler Blutdruck erreicht werden.
Kann durch einen veränderten und besseren Lebensstil Bluthochdruck «geheilt» werden?
Ich sehe in meinem Alltag immer wieder, dass man durch eine grundlegende Umstellung der Ernährung, des Lebensstils, ein konsequentes Stressmanagement, regelmässigen Sport sowie genügend Schlaf einen Blutdruck langfristig und ohne Medikamente gut einstellen kann. Zentral hierbei ist die Motivation und die Eigenverantwortung des Patienten, zusammen mit einer guten Beratung.
Zur Person
Dr. Alessandro Marzan ist Kardiologe und Mitinhaber der Herzpraxis Enge. Hier kann man sich zu allen Erkrankungen von Herz und Kreislauf abklären und behandeln lassen.
8 Kommentare zu „Bluthochdruck – wie senken?“
Ich wusste nicht, dass Bluthochdruck 54 Prozent aller Hirnschläge und 47 Prozent aller Herzinfarkte verursacht. Da ich in dieser Hinsicht leider erblich vorbelastet bin, werde ich ab jetzt meinen Bluthochdruck regelmäßig von meinem Hausarzt messen lassen. Ich habe auch meine Tante vor den damit verbundenen Gefahren gewarnt, da sie sich selten untersuchen lässt.
Ihre Antwort von Herrn Dr. Alessandro Marzan: Vielen Dank für die Rückmeldung. Sie haben absolut recht. Alle Erwachsenen sollten Ihren Blutdruck alle 1–2 Jahre messen lassen, um einen sich anbahnenden Bluthochdruck erfassen zu können. Das gehört zu den Grunduntersuchungen in der hausärztlichen Sprechstunde, welche generell empfohlen und gut auch in Vorsorgestudien validiert sind.
Ich bin sehr überrascht, dass Bluthochdruck für so viele Hirnschläge und Herzinfarkte verantwortlich ist. Ich versuche solchen Dingen mit regelmäßigen Check-Ups und Messungen entgegenzuwirken. Ich bin aber auch dabei mich besser zu ernähren und Sport zu betreiben.
Besten Dank für Ihren Kommentar. Durch Ihre präventiven Massnahmen, wie sich alle ein bis zwei Jahre den Blutdruck messen zu lassen, sich ausgewogen zu ernähren und sich regelmässig zu bewegen, tun sie Ihrer Gesundheit viel Gutes.
Danke für die tollen Tipps, wie man Bluthochdruck senken kann. Meine Tante ist oft in Behandlung bei einem Arzt für innere Medizin und lässt ihr Herz kontrollieren. Gut zu wissen, dass der Konsum von zu viel Salz, süßholzhaltige Produkte (Lakritze, Tees) und Alkohol einer guten Blutdruckeinstellung im Wege stehen können. Das gebe ich gern an sie weiter.
Das freut uns sehr, dass wir Ihnen weiterhelfen konnten. Alles Gute für Sie und Ihre Tante.
Ich kann aus Erfahrung sagen das es möglich ist mit einer Umstellung der Lebensweise seinen Blutdruck zu senken. Meine Mutter (56) Jahrelang starke Raucherin hatte auch einen erhöhten Blutdruck und hat mit dem Umstieg auf die E‑Zigarette und ein wenig mehr Bewegung im Alltag allein schon Fortschritte erziehlt, sodass sie die Blutdrucksenker auf die Hälfte reduzieren konnte.
Wenn man nun die Ernährung noch anpasst ist es definitiv möglich auch ohne Tabletten auszukommen. Vorrausgesetzt natrülich der Lebenstil ist schuld an dem hohen Blutdruck und keine andere chronische Erkrankung die den Blutdruck erhöht.
LG Meik
Meine Mutter hat leider auch Bluthochdruck und ist deswegen in Behandlung. Dank einer guten Beratung hat sie es allerdings im Griff. Es stimmt, dass hier zentral ist, dass der Patient Motivation und die Eigenverantwortung zeigt, damit es besser wird.