Pommes frites, die aufstossen, Peperoni, die schwer im Magen liegen: Woran liegt es, dass man im Alter gewisse Lebensmittel urplötzlich weniger gut verträgt?
Ruth Ellenberger: Beide Beispiele gehen auf die gleiche Ursache zurück: die schwindende Vitalität einzelner Organe. Enzyme oder Gallenflüssigkeit werden mit zunehmendem Alter weniger und langsamer produziert. Auch die Peristaltik (funktionale Vorwärtsbewegung) von Speiseröhre, Magen und Darm nimmt ab. Deshalb verlängert sich die Verweildauer des Speisebreis im Magendarmtrakt, was Aufstossen und Völlegefühl zur Folge hat. In unserer Praxis beobachten wir solche Beschwerden gehäuft ab dem 40. Altersjahr.
Welche Lebensmittel sind im Alter besonders schwer verdaulich – und weshalb?
Fettreiche, heisse Speisen, vor allem fettes Fleisch oder erhitzter Käse. Da der Körper lascher wird und unter anderem weniger Gallenflüssigkeit produziert – sie reguliert die Verdauung von Fett –, bleiben fettreiche Speisen länger im Magen liegen, was starke Beschwerden auslösen kann. Peperoni, Gurke, Kohl, Linsen, Knoblauch oder Zwiebeln wiederum enthalten Nahrungsfasern oder bestimmte Pflanzenstoffe, die im Alter oft zu Blähungen führen. Was zwar unangenehm, aber meist harmlos ist. Treten entsprechende Beschwerden öfter und heftiger auf, sollte man sich unbedingt an die Hausärztin wenden – um Nahrungsmittel-Intoleranzen oder Allergien auszuschliessen.
Wie kann man die Verdauung ankurbeln?
Ankurbeln kann man sie nicht, die Symptome lassen sich aber mit Hausmitteln lindern, etwa mit der Beigabe von Kümmel oder Anis. Sie machen Gerichte bekömmlicher, die blähend wirken. Bei fettreichen Speisen wiederum helfen Löwenzahn‑, Wermut- oder Minzentee. Und bei Magenbeschwerden empfehlen wir Teesorten mit Koriander, Fenchel, Schafgarbe oder Brombeerblättern.
Wann soll man trinken, falls der Magen schwächelt: vor, während oder nach dem Essen?
Ältere Personen sollten während den Mahlzeiten nur wenig trinken – sonst wird die Enzymwirkung und zusätzlich die Aufnahme von Nähr- und Wirkstoffen vermindert. Idealerweise deckt man den Flüssigkeitsbedarf (1 bis 1,5 Liter) zwischen den Mahlzeiten. Die empfohlenen Kräutertees sollte man etwa 15 bis 30 Minuten nach dem Essen zu sich nehmen.
Falls der Magen bereits grummelt: Hilft ein Gläschen Schnaps nicht besser?
Der Schnaps als «Verdauungs-Booster» ist beliebt, aber nicht empfehlenswert: Im ersten Moment verspürt man zwar eine Entlastung, da sich die Gefässe erweitern. Danach aber reagiert der Körper anders als gewünscht. Denn Alkohol gelangt über die Schleimhäute (Mund, Magen, Darm) rasch ins Blut, und da dieser für unseren Organismus eine grössere Gefahr darstellt als der Speisebrei im Magen, richtet sich die Leber darauf aus, den Alkohol möglichst schnell abzubauen. Was letztlich den Verdauungsprozess verlängert – und damit auch das Magengrimmen.
3 Kommentare zu „Das Grummeln im Magen“
Ich hatte auch lange mit Magen- und Darmproblemen zu kämpfen. Eine Ernährungsumstellung hat mir geholfen. Trotzdem habe ich mich einer Darmspiegelung unterzogen, die dann schlussendlich die Ursache für die Schmerzen fand. Ich bin froh, mittlerweile schmerzfrei zu sein.
Ich leide unter immer wiederkehrenden Bauchschmerzen. Gut zu wissen, dass fettes Fleisch im Alter schlechter verdaubar ist. Ich werde zu einer Gastroenterologie gehen, um mich mal durchzuchecken.
Meinem Mann steht eine Untersuchung bevor. Gut zu wissen, dass er zwischen den Mahlzeiten viel trinken sollte. Ansonsten muss er mit dem Endoskop für die Medizin untersucht werden.