Der Handel bietet Hafer‑, Reis‑, Mandel‑, Soja und allerlei andere Milchprodukte an. Weshalb plötzlich dieses breite Angebot?
In Reformhäusern gab es diese Milche schon vor über zehn Jahren, wenn auch in geringerem Ausmass. Sie wurden lange Zeit von Leuten mit Allergien, Personen mit Unverträglichkeiten oder von jenen konsumiert, die sich vegan ernährten respektive den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin folgten. Diese Klientel – darunter leider auch jene mit selbstdiagnostizierten Allergien – ist in den letzten fünf Jahren stark gewachsen. Die Nachfrage hat hier das Angebot befeuert und nicht umgekehrt.
Was genau trinken wir da? Reis und Mandeln lassen sich ja nicht auspressen.
Genau. Damit aus diesen pflanzlichen Rohstoffen ein Produkt entsteht, das wir als Milch akzeptieren, sind etliche Zusatzstoffe notwendig. Werden Mandeln, Reis oder Cashewnüsse gemahlen, entsteht eine weissliche Paste. Damit diese eine milchähnliche Konsistenz erhält und akzeptabel schmeckt, braucht es immer Zusatzstoffe – vor allem Flüssigkeit, meist Wasser.
Abgesehen von den genannten Ideologien: Was bieten diese Ersatzprodukte, was Kuhmilch nicht auch mitbringt?
Vielleicht der ökologische Aspekt? Wobei in diesem Punkt nicht jede alternative Milch gleich gut abschneidet. Was sie positiv von Vollmilchprodukten unterscheidet: Der hohe Gehalt an tierischen Fetten entfällt. Vollmilch umfasst einen Fettanteil von mindestens 3,5 Prozent und bringt deshalb stolze 670 Kilokalorien pro Liter mit, also mehr als eine Tafel Schokolade. In pflanzlichen Milchen ist der Fettanteil mitunter geringer, hier lohnt sich der Blick auf die Verpackung. Wer auf sein Gewicht achten muss, sollte Variationen meiden, die mehr als 40 Kilokalorien pro Deziliter enthalten. Aus ernährungsphysiologischer Sicht kann eine Kalzium- und vitaminangereicherte Sojamilch mit Kuhmilch am besten mithalten.
Wie genau setzt man die Variationen ein? Sind sie einsetzbar wie Kuhmilch?
Ja, man kann sie genauso einsetzen wie Kuhmilch – wie genau man das machen will, ist reine Geschmacks- und Gewohnheitssache. Im Kaffee werden die Unterschiede besonders bemerkbar. Wer die Milch für Cappuccino aufschäumen möchte, sollte Soja- oder Cashewmilch wählen.
Man rät älteren Menschen dazu, möglichst viel Eiweiss zu konsumieren. Taugen die Milchalternativen dennoch oder muss man diese mit anderen Eiweissträgern ergänzen?
In der Tat: In Sachen Protein schneiden alle Alternativen schlechter ab, Sojamilch ausgenommen. Zwar gibt es mittlerweile diverse proteinangereicherte Pflanzenmilche zu kaufen. Das bedeutet aber, dass auch hier Zusatzstoffe zum Einsatz kommen, um diese punkto Konsistenz und Geschmack massentauglich zu machen. Das rückt sie weit weg von reinen Naturprodukten.