Flei­schersatz: gut für die Umwelt – und die Gesundheit?

Veganes Poulet, vegane Salami, veganes Hack – Fleischersatz ist in aller Munde. Doch wie gesund sind die Produkte wirklich? Das Sanitas Magazin hat bei unserer Spezialistin, Annina Pauli,nachgefragt.
Ve­ganes Poulet, vegane Salami, ve­ganes Hack – Flei­schersatz ist in aller Munde. Doch wie gesund sind die Pro­dukte wirklich? Das Sa­nitas Ma­gazin hat bei un­serer Spe­zia­listin, Annina Pauli, nachgefragt. 

Für die Pro­duktion eines Kilos Schweizer Rind­fleisch werden 12 bis 13 Kilo CO2-Äqui­va­lente aus­ge­stossen. Bei Linsen sind es nur 0,7, bei Äpfeln 0,5 und bei To­maten 0,2 Kilo. Immer mehr Men­schen schränken deshalb der Umwelt zu­liebe ihren Fleisch­konsum ein. Su­per­märkte haben den Trend er­kannt. Sie haben in den ver­gan­genen Jahren ihr Sor­timent bei­spiels­weise um Planted Chicken, Hack­fleisch aus Erb­sen­protein oder ve­ganen Auf­schnitt er­weitert. Die Ziel­gruppe: um­welt­be­wusste Om­ni­voren. Denn Flei­schersatz er­mög­licht es, auf ein­fache Art und Weise seine Ge­wohn­heiten um­zu­stellen. Wer Spa­ghetti bo­lo­gnese liebt, muss dank pflanz­licher Hack­fleisch­al­ter­na­tiven nicht darauf ver­zichten. Das­selbe gilt für die Sa­la­mi­pizza oder den Pou­let­spiess vom Grill. Wer die Pro­dukte re­gel­mässig kauft oder sie aus­pro­bieren möchte, sollte jedoch auf ein paar Dinge achten.

Wie gesund ist Fleischersatz?

Die Frage lässt sich nicht einfach pau­schal be­ant­worten. «Die Qua­lität der Pro­dukte ist so un­ter­schiedlich wie das An­gebot», sagt Annina Pauli, BSc BFH Er­näh­rungs­be­ra­terin, SVDE, vom Er­näh­rungs­zentrum Zürich. Ob das ge­kaufte Produkt gesund ist oder nicht, hängt unter an­derem stark vom Ver­ar­bei­tungsgrad ab. «Beim Kauf sollten Sie auf Fol­gendes achten: Enthält das Produkt aus­rei­chend Protein? Ba­siert es also bei­spiels­weise auf Soja oder Erb­sen­protein? Wie ist es ge­würzt? Enthält es Sta­bi­li­sa­toren? Ist es pa­niert oder frit­tiert?», so die Expertin.

Wer es genau wissen will, wirft einen Blick auf die Liste mit den In­halts­stoffen. «Oft ent­halten die Pro­dukte ver­hält­nis­mässig viel Fett, ver­schiedene zu­ge­setzte Zucker­arten wie Mal­to­dextrin und Glucose, Aromen, Farb­stoffe und Ver­dickungs­mittel.» Junge Start-ups wie das ETH-Spin-off Planted zeigen jedoch, dass Flei­schersatz auch mit rein na­tür­lichen Zu­taten und ohne Zu­satz­stoffe oder Aromen pro­du­zierbar ist. Nikola Baum­schlager von Planted er­klärt, dass ihr Produkt mit nur vier na­tür­lichen Zu­taten her­ge­stellt wird. «Unser Planted Chicken be­steht aus Erbsen, Rapsöl und Wasser sowie einer ge­sunden Portion Vitamin B12.»

Worauf sollte man beim Kauf achten?

Für Laien ist es oft schwierig, die In­halts­stoffe richtig ein­zu­ordnen. Grund­sätzlich gilt: je we­niger, desto besser. Einfach ist es auch, auf Fett‑, Ei­weiss- und Zucker­gehalt zu achten. «Grund­sätzlich sollte man sich fragen, ob das vegane Produkt mit Fleisch mit­halten kann, wenn es um den Ei­weiss­gehalt geht. Dabei gilt: 1 Gramm Ei­weiss pro Ki­lo­gramm Kör­per­ge­wicht täglich», so die Ex­pertin. Auch lohnt es sich, auf der Packung den Fett­gehalt ge­nauer an­zu­schauen. «Dieser sollte bei einer Por­tio­nen­grösse von 100 Gramm unter 10 Gramm liegen. Bei Zucker gilt: Wo immer möglich, sollte man darauf ver­zichten – sofern es sich denn um künst­lichen Zucker handelt. Denn jedes pflanz­liche Produkt ba­siert zu Teilen auf Koh­len­hy­drat­struk­turen, die bei den Nähr­wert­an­gaben auch als Zucker aus­ge­wiesen werden. Diese sind jedoch unbedenklich.»

Bei­spielhaft geht auch hier Planted voran: Den Pro­dukten wird kein künst­licher Zucker zu­gefügt und der Pou­letersatz weist 24,2 Gramm Ei­weiss pro 100 Gramm auf – das ist sogar mehr als bei her­kömm­lichem Poulet.

Welche Vor- und Nach­teile hat Fleischersatz?

Auch hier kommt es stark aufs aus­ge­wählte Produkt und dessen Zu­sam­men­setzung an. Je höher der Ver­ar­bei­tungsgrad, desto we­niger gesund ist das Produkt. Ihren Kli­en­tinnen und Kli­enten emp­fiehlt die Er­näh­rungs­be­ra­terin deshalb, auf mög­lichst na­tür­liche Pro­dukte zu­rück­zu­greifen. «Tofu, Tempeh und Seitan sind un­pro­ble­ma­tisch.» Ge­nauso wie Flei­scher­satz­pro­dukte, die aus rein na­tür­lichen Zu­taten bestehen.

Klare Vor­teile sieht Annina Pauli beim Thema Umwelt. «Auch wenn der teils hohe Fett­gehalt aus er­näh­rungs­phy­sio­lo­gi­scher Sicht nicht zu emp­fehlen ist, sind Pro­dukte, die Ko­kosöl oder Palmöl ent­halten, zu­mindest für die Umwelt dennoch besser als Fleisch.» Aus­serdem be­inhalten Flei­scher­satz­pro­dukte kein Cho­le­sterin, dafür Bal­last­stoffe, die sich po­sitiv auf die Ver­dauung aus­wirken. «Da­durch halten diese länger satt, re­gu­lieren den Blut­zucker­spiegel, senken den Cho­le­ste­rin­spiegel und helfen bei Ver­stopfung

Sind die Pro­dukte für All­er­giker geeignet?

«Für All­er­giker ist der Blick auf die Zu­ta­ten­liste be­sonders wichtig», so die Er­näh­rungs­be­ra­terin. Und sie geht noch einen Schritt weiter: Per­sonen, die auf mehrere Le­bens­mittel all­er­gisch sind, bei­spiels­weise auf Soja und Nüsse, rät sie von einer ve­ganen Er­näh­rungs­weise ab. 

Dieser Ar­tikel ist im Sa­nitas-Ma­gazin er­schienen. Er wurde von Isa­belle Fretz geschrieben.

Termin buchen 

Sie möchten online einen Termin für eine Be­ratung bei uns im Er­näh­rungs­zentrum vereinbaren? 

Ärzte und Überweiser 

Sie möchten einen Pa­ti­enten an das Er­näh­rungs­zentrum überweisen? 
Picture of Annina Pauli

Annina Pauli

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen