9 Er­näh­rungs­mythen auf dem Prüfstand

Richtig oder falsch? Andrea Cramer vom Ernährungszentrum klärt in der Zeitlupe auf.
Richtig oder falsch? Andrea Cramer vom Er­näh­rungs­zentrum klärt in der Zeitlupe auf, welche Mär übers Essen nun stimmt und welche nicht. 

Ge­keimte Kar­toffeln und Zwiebeln sind schädlich

Grüne Stellen und Keim­an­sätze an Kar­toffeln ent­halten gif­tiges So­lanin, das Ma­gen­be­schwerden, Kopf­schmerzen, Übelkeit oder Durchfall be­wirken kann. Sind wenige Areale davon be­troffen, können sie gross­zügig weg­ge­schnitten werden. Sind sie jedoch gross, sollte man Kar­toffeln weg­werfen – ins­be­sondere, wenn die Keime be­reits grösser ge­wachsen sind oder die Kar­toffeln gar bitter schmecken. Bei kei­menden Zwiebeln be­steht jedoch keine Gefahr. Sie bringen einzig we­niger Frische und Ge­schmack auf die Teller. Das kei­mende Grün kann man sogar ver­ar­beiten, ähnlich wie bei Frühlingszwiebeln.

Zucker macht süchtig

Zucker macht uns nicht süchtig, wie es klas­sische Drogen tun. Eine Prä­ferenz dafür ist uns an­ge­boren und machte in Ur­zeiten sogar Sinn. Da­durch konnten wir reife und un­giftige Nah­rungs­mittel un­ter­scheiden. Re­gel­mäs­siger Zucker­konsum führt aber zu einer Ge­wöhnung und ver­mittelt uns in vie­lerlei Hin­sicht ein gutes Gefühl – auch auf emo­tio­naler Ebene. Deshalb greifen wir immer wieder darauf zurück. Im Übermass und falsch ein­ge­setzt ist er gleich­zeitig auch hor­mon­wirksam und löst Hunger, ja sogar Heiss­hunger aus. Wer mit einem Schlag kom­plett auf Zucker ver­zichtet und die da­durch ent­ste­hende Ka­lo­rien­lücke nicht mit hoch­wer­tigen Le­bens­mitteln füllt, leidet unter Hunger und «Gluschtat­tacken». Das er­innert an die Sym­ptome eines Entzugs. Daher kommt ver­mutlich die Meinung, Zucker mache süchtig.

Zu viel Salz ist ungesund

Ja und nein. Es gibt zwar einen Zu­sam­menhang zwi­schen einem hohen Salz­konsum und Herz-Kreislauf-Er­kran­kungen. Denn Blut­druck kann sen­sibel auf Salz re­agieren und als Folge davon an­steigen. Dies ist jedoch nicht bei allen Per­sonen der Fall. Die Emp­fehlung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sation WHO lautet deshalb, sich auf fünf Gramm Salz pro Tag zu beschränken.

Kaffee ent­zieht dem Körper Wasser

Koffein regt die Nie­ren­tä­tigkeit zwar tat­sächlich an – und wirkt da­durch harn­treibend. Doch dieser Effekt wurde lange Zeit massiv über­schätzt. Ein an­ge­mes­sener Konsum (vier bis fünf Tassen pro Tag) führt zu einem weit ge­rin­geren Harn­verlust als an­ge­nommen – und ist kaum von Be­deutung. Aus­serdem ver­ringert sich die Wirkung von Koffein, wird er re­gel­mässig kon­su­miert. Der Körper ge­wöhnt sich daran und re­agiert we­niger stark. Kaffee ist folglich sogar ein taug­licher Flüs­sig­keits­lie­ferant. Wer je­weils dazu ein Glas Wasser trinkt, ist in dop­pelter Hin­sicht be­stens versorgt.

Abends essen macht dick

Abend­liche Mahl­zeiten machen per se nicht dick, denn der Ka­lo­rien­gehalt der Mahl­zeiten wirkt über den Tag immer gleich. Liegt deren Ge­samtwert re­gel­mässig über dem Bedarf, wird der Über­schuss als (Fett-)Reserve ein­ge­lagert: Das Ge­wicht steigt. Da wir zu später Stunde aber meist re­laxen und ruhen, ist der Körper in dieser Zeit nur be­dingt auf die Zufuhr von Ka­lorien an­ge­wiesen. Es macht weit mehr Sinn, diese in die ak­tiven Phasen zu legen. Darüber hinaus: Wer abends viel isst, bringt sich wo­möglich um einen er­hol­samen, tiefen Schlaf. Zu­rück­haltung macht durchaus Sinn.

Spinat und Pilze soll man niemals aufwärmen

Dieser Mythos stammt aus Zeiten, in denen es noch keine Kühl­schränke gab und Mi­kroben Le­bens­mittel schnell ver­un­rei­nigten und damit un­ge­niessbar machten. Bei einer ra­schen Kühlung und einer La­gerung unter 5 °C spricht nichts gegen das Auf­wärmen von Spinat- und Pilz­ge­richten – bis ma­ximal drei Tage. Die Speisen sollten aber auf min­de­stens 70 °C er­hitzt werden.

Oli­venöl schützt vor Herzinfarkt

Oli­venöl ist un­be­stritten ein qua­li­tativ hoch­ste­hendes Öl, und deren fein ab­ge­stimmter Mix an Fett­säuren wirkt Ge­fäss­ver­kal­kungen (Ar­te­rio­sklerose) tat­sächlich ent­gegen. Aus­serdem ist das Öl an­ti­oxi­dativ, ent­zün­dungs- und ge­rin­nungs­hemmend, es beugt Herz­er­kran­kungen vor und schützt uns vor einem Infarkt.

Ka­rotten sind gut für die Augen

Ka­rotten ent­halten Be­taka­rotin, dieses wird im Körper in Vitamin A um­ge­wandelt. Und Vitamin A ist tat­sächlich un­ab­dingbar für unsere Seh­kraft. Be­taka­rotin kommt al­ler­dings in nahezu allen Pflanzen vor, be­sonders in grünen, gelben und orangen Gemüse- sowie Früch­te­sorten. Der spe­zielle Bezug zu Ka­rotten ist ver­mutlich auf den ver­wandten Namen Ka­rotin zurückzuführen.

Milch stärkt die Knochen

Manche glauben, der Ruf von Milch sei besser als sein Ge­sund­heitswert. Jedoch: Milch enthält enorm viel Kalzium. Dieses ist neben Vitamin D und Be­wegung aus­schlag­gebend für den Kno­chen­aufbau und ein wich­tiger Faktor, die Kno­chen­struktur fit zu halten. Somit kann die Aussage be­stätigt werden.

Dieser Ar­tikel ist in der «Zeitlupe» er­schienen. Er wurde von Roland Grüter geschrieben.

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