Welches sind die wichtigsten Aspekte der Ernährung bei Endometriose?
«Es gibt nicht die eine EndometrioseDiät, dazu wissen wir noch zu wenig», sagt Vanessa Brand, BSc Ernährungsberaterin vom Ernährungszentrum Zürich. Die Basis sei immer eine gesunde und ausgewogene Ernährung. «Zusätzlich können Betroffene darauf achten, antientzündlich zu essen, da Endometriose eine Krankheit ist, die mit chronischer Entzündung einhergeht.» Gemüse und Früchte seien dabei essenziell, da sie reich an Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen sind. Diese wirken sich positiv auf das Immunsystem aus und lindern Entzündungen. Auch Gewürze wie Kurkuma, Ingwer oder Zimt haben antientzündliche Eigenschaften. Ausreichend Protein zu essen, sei bei Endometriose ebenfalls wichtig, so Brand. «Am besten ist ein Mix aus tierischem und pflanzlichem Eiweiss, wie beispielsweise fettarmen Milchprodukten, Fisch, Hülsenfrüchten, Tofu und Lupinenschrot.» Beim Konsum von Kohlenhydraten sei es hilfreich, Vollkornprodukte zu wählen, um den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten. Was bei einer antientzündlichen Ernährung auch nicht fehlen darf, sind gesunde Fette wie Omega-3-Fettsäuren. Gemäss Brand erzielen manche Frauen auch durch eine histaminarme Ernährung Erfolge bei der Schmerzlinderung. Anderen hilft eine FODMAP-Diät, um die Verdauungsbeschwerden zu reduzieren. Die Expertin empfiehlt, eine Ernährungsumstellung immer unter professioneller Begleitung vorzunehmen.
Gibt es Lebensmittel, die sich bei Endometriose als nachteilig erweisen?
«Einzelne Untersuchungen zeigen tatsächlich, dass bestimmte Lebensmittel einen negativen Effekt haben können auf die Krankheit», sagt Brand. Dazu gehören industriell verarbeitete Produkte, da sie oftmals schlechte Fette und versteckten Zucker enthalten. Eher nachteilig sei auch, wenn man mehrmals pro Woche oder noch öfter Wurstwaren und andere verarbeitete Fleischprodukte esse. Grosse Mengen an Sonnenblumenöl, Margarine und Süssgetränken sind ebenfalls nicht förderlich.
Wie können betroffene Frauen eine geeignete Ernährungsberaterin oder einen geeigneten Ernährungsberater finden?
«Ich empfehle betroffenen Frauen, direkt bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen nachzufragen, da viele mit Ernährungsberatungen zusammenarbeiten», sagt die Expertin. Wenn das keine Hilfe sei, könnten sich Frauen auch an ein Endometriose Zentrum wenden oder bei der schweizerischen Endometriose-Vereinigung Endo-Help nachfragen. «Wenn man selbst jemanden online sucht, ist es wichtig, darauf zu achten, dass es eine Fachperson ist, die einen Bachelorabschluss hat. Dann kennt sie sich schulmedizinisch aus.» Idealerweise sollte sie auf chronisch entzündliche Erkrankungen oder direkt auf Endometriose spezialisiert sein.
Wie läuft eine Ernährungsberatung bei Endometriose ab?
«Bei uns startet sie mit einer detaillierten Erfassung der Beschwerden und dem Zusammenhang der Schmerzen und des Zyklus», sagt Brand. «Ausserdem klären wir Fragen zu den aktuellen Lebensumständen: Wie viele Ressourcen hat die Patientin, um etwas anzupassen? Was erhofft sich sie sich von einer Ernährungsumstellung?» Manche Frauen haben das Ziel, Schmerzen zu reduzieren, und andere wollen eher die Verdauungsbeschwerden lindern. Mit einem Beschwerdeprotokoll lässt sich gemäss Expertin herausfinden, wann die Patientin was isst, wann die Beschwerden auftreten und wie die Zusammenhänge sind. Danach könne man basierend darauf erste Anpassungen in der Ernährung vornehmen und immer wieder evaluieren, ob diese zum Ziel führen.
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Lesen Sie hier den Artikel von Jana Giger: