Heiss­hunger: Wenn die «Gluscht» siegt

Heisshunger nach Chips, Schokolade oder Pommes frites? Woher Essensgelüste kommen, und was man dagegen tun kann. Ruth Ellenberger vom Ernährungszentrum im Interview mitPetra Koci von der Glückspost.
In der Glückspost er­klärt Er­näh­rungs­expertin Ruth El­len­berger, woher Es­sens­ge­lüste kommen, und was man da­gegen tun kann. 

Viele kennen das: Plötzlich ver­spürt man ein starkes Ver­langen nach Schokolade, Chips oder an­deren Snacks und Mahl­zeiten – und es fällt schwer, dem Drang zu wi­der­stehen. Dieses Phä­nomen wird als Heiss­hunger be­zeichnet. Doch was steckt da­hinter und was kann man da­gegen tun?

Heiss­hunger ist ein in­ten­sives Ver­langen nach be­stimmten Ge­schmäckern wie süss, salzig oder fettig und tritt oft spontan und ohne Kon­trolle auf.«Hauptgrund für Heiss­hunger sind Blut­zucker­schwan­kungen», erklärt Er­näh­rungs­be­ra­terin Ruth El­len­berger. «Diese Schwan­kungen ent­stehen durch un­re­gel­mässige Koh­len­hydratauf­nahme und un­ge­sunde Ernäh­rungs­ge­wohn­heiten.» Be­sonders nach koh­len­hy­dratreichen Mahl­zeiten mit viel Zucker oder Weissmehl steigt der Blut­zuckerspiegel schnell an – und sinkt dann auch schnell wieder ab. Danach ver­langt der Körper nach einer schnellen En­er­gie­quelle, das kann den Heiss­hunger-Kreislauf in Gang setzen.

Neben in­sta­bilem Blut­zucker gibt es weitere Fak­toren, die Heiss­hunger aus­lösen können. Emo­tionen wie Frust, Stress oder Lan­ge­weile spielen dabei eine grosse Rolle. «Der Körper sendet Si­gnale, sowohl physiolo­gische wie auch psy­chische oder sen­so­rische, die einen Essreiz aus­lösen», er­klärt die Co-Ge­schäfts­füh­rerin im Ernäh­rungs­zentrum Zürich. «Dabei können wir meist nicht un­ter­scheiden, ob der Körper tat­sächlich En­ergie braucht oder eher die Seele nach Trost oder Be­lohnung sucht.» Zudem kann auch Schlaf­mangel das Ver­langen nach schnellen Kohlen­hy­draten ver­stärken, da der Körper mehr vom Stresshormon Cor­tisol produziert.

Süsse Lust vor der Menstruation

Bei vielen Frauen tritt kurz vor der Men­struation ein ge­stei­gerter Ap­petit auf Süsses auf. Das liegt an hor­mo­nellen Ver­än­de­rungen im Körper . In der sogenannten Lu­teal­phase mit einem er­höhten Pro­ge­ste­ron­spiegel si­gna­li­siert der Körper einen er­höhten Bedarf an Koh­len­hy­draten. In der östro­gen­reichen Phase hin­gegen ist das Hun­ger­gefühl meist schwächer. Heiss­hunger zu be­stimmten Ta­ges­zeiten, wie zum Bei­spiel am Abend, hängt wie­derum oft mit Ge­wohnheit zu­sammen. Haben wir uns daran ge­wöhnt, abends immer etwas zu na­schen, wird auch das Ver­langen danach immer wieder auf­tauchen. «Ge­wohn­heiten sind ein wich­tiger Aspekt des Hungers: Wer immer zur gleichen Zeit isst, ver­spürt auch immer zu dieser Zeit Hunger», so Ruth Ellenberger.

Heiss­hunger vorbeugen

Ein sta­biler Blut­zucker­spiegel ist ent­scheidend, um Heisshunger zu ver­meiden. Re­gel­mässige aus­ge­wogene Mahl­zeiten, die kom­plexe Koh­len­hy­drate, ausrei­chend Pro­teine und immer auch ge­nügend Gemüse und Salate ent­halten, helfen, den Blut­zucker kon­stant zu halten. Gemüse sollte immer Be­standteil der Mahl­zeiten sein. Vollkorn­pro­dukte, Hül­sen­früchte und bal­last­stoffreiche Lebensmittel sorgen für lang­an­hal­tende Sät­tigung. Wichtig ist es auch, keine Mahl­zeiten auszulassen. Wer tagsüber zu wenig isst, ris­kiert am Abend unkontrol­lierte Ge­lüste. Falls der Heisshunger doch auf­tritt, hilft es, zuerst ein Glas Wasser zu trinken – denn oft wird Durst mit Hunger ver­wechselt. «Auch die Kon­si­stenz des Essens spielt eine Rolle», betont Ruth El­len­berger. «Kauen und Schlucken be­ein­flussen das Sät­ti­gungs­gefühl stark. Schnelle Mahl­zeiten in flüs­siger oder breiiger Form be­frie­digen weder den kör­per­lichen noch den emo­tio­nalen Hunger.» Wer sich Zeit zum Essen nimmt, si­gnalisiert dem Körper besser, dass er satt ist.

Was tun, wenn der Heiss­hunger kommt?

  • Sät­ti­gende Snacks: Gemü­se­sticks mit Hummus, eine Handvoll Nüsse oder fettarme Ei­weiss­quellen wie Hüt­tenkäse oder Skyr sowie Edamame sind eine gute Alternative.
  • Vollkorn statt Weissmehl: Brot, Pasta oder Reis aus Vollkorn halten den Blut­zucker stabiler.
  • Pro­teine: Ei­weiss­reiche Le­bens­mittel wie Eier, Fisch, Hül­sen­früchte oder Tofu sorgen für lang­an­hal­tende Sättigung.
  • Trinken nicht ver­gessen: Oft steckt hinter Heiss­hunger ein Flüs­sig­keits­mangel. Ein grosses Glas Wasser oder un­ge­süsster Tee kann helfen.
  • Emo­tionen er­kennen: Ist es wirk­licher Hunger oder nur Lan­ge­weile oder Stress? Manchmal kann eine Ab­lenkung wie ein kurzer Spa­ziergang das Ver­langen stoppen.
  • Haus­mittel aus­pro­bieren: Bit­ter­stoffe wie in Chi­corée oder Grape­fruit sowie Pfeffer­minze, etwa als Kau­gummi, können das Hun­ger­gefühl dämpfen.

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