Kann eine Zöliakie jeden plötzlich treffen, oder macht sich diese schleichend bemerkbar?
Dr. Roger Wanner: Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die bereits da sein kann, ohne dass man sie bemerkt. Doch irgendwann haben die Patienten Beschwerden, wodurch sich die Krankheit nach und nach bemerkbar macht.
Früher war Zöliakie eine typische Krankheit, die nur bei Kindern diagnostiziert wurde. In der Zwischenzeit weiss man, dass die Krankheit unabhängig von Alter und Geschlecht auftreten kann. Im Erwachsenenalter unterscheiden sich aber die Symptome von der «Kinder-Zöliakie»: Erwachsene haben oft einen Eisen- und Vitaminmangel oder eine Osteoporose durch die verminderte Aufnahme von Nährstoffen. Aber auch Unfruchtbarkeit und psychische Probleme können Hinweise für eine Zöliakie sein.
Bei welchen Symptomen sollte man sich unbedingt einmal auf Zöliakie untersuchen lassen?
Die Zöliakie wird nicht zu Unrecht als Chamäleon bezeichnet: Die Symptome sind oft sehr subtil. Selbstverständlich muss ein ärztlicher Zöliakie-Test bei Patienten mit Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen durchgeführt werden. Ein solcher Test ist aber auch bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch, atypischer Migräne oder Osteoporose zu empfehlen. Oder, wenn direkte Angehörige erkrankt sind: Das Risiko an einer Zöliakie zu erkranken, ist erhöht, wenn bereits ein Familienmitglied Zöliakie hat.
Kann man durch den Verzicht auf Gluten eine Zöliakie verhindern?
Nein. Die Zöliakie gehört zu den Autoimmunerkrankungen, die im Laufe des Lebens auftreten können. Durch den Verzicht auf Gluten können jedoch die Komplikationen bei einem Zöliakie-Erkrankten verhindert werden.
Gesunde Personen brauchen aber nicht auf Gluten zu verzichten.
Worauf sollten Menschen mit Zöliakie achten?
Das Gluten ist wie die Kohle im Feuer der Zöliakie: Wenn das Gluten in den Darm kommt, löst dies eine Entzündungsreaktion aus, welche die Dünndarmzotten zerstört. Ohne Gluten kommt es zu keiner Entzündung und die Darmzotten erholen sich wieder. Zöliakie-Patienten müssen deshalb eine lebenslange glutenfreie Ernährung einhalten.
Die glutenfreie Ernährung ist der Grundpfeiler der Zöliakie-Therapie. Zusammen mit einer erfahrenen Ernährungsberaterin, sollte nebst allen Herausforderungen, die die nötige Ernährungsanpassung im Alltag mit sich bringt, auch eine gute Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen besprochen werden.
Kann die Autoimmunerkrankung auch wieder geheilt werden?
Im Moment gibt es leider keine Heilung der Krankheit. Deshalb ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung wichtig. Die Forschung läuft aber auf Hochtouren, sodass vielleicht in Zukunft eine medikamentöse Therapie diese Diät ersetzen kann.
Zur Person
Dr. med. Roger Wanner ist Gastroenterologe und Inhaber der Praxis «Gastroenterologie Zürich». Hier werden die Patienten nach ihren individuellen Bedürfnissen in einer modernen Umgebung behandelt.
1 Kommentar zu „Zöliakie: Nur der Glutenverzicht hilft“
Eine Bekannte von mir hat erfahren, dass sie Zöliakie hat, nachdem sie bei ihrem Gastroenterologen war. Ich wusste nicht, dass Gluten eine Entzündung im Darm auslöst, welche die Dünndarmzotten zerstört. Sie muss ihre Ernährung jetzt völlig umstellen.