Leiden heutzutage mehr Kinder unter Verstopfung als früher?
Dr. Anne-Kristin Rostetter: Es kommt nicht unbedingt häufiger vor heutzutage als früher, es wird eher mehr darüber gesprochen. Eine Verstopfung im Kleinkindes- und Kindesalter kann durch viele Faktoren zum Beispiel Umstellung der Ernährung, Fehlernährung, Vermeiden auf die Toilette zu gehen oder auf Reisen entstehen.
Was ist normal: Wie häufig sollte ein Kind aufs Töpfchen?
Das ist sehr unterschiedlich: Bei Kleinkindern und Kindern sowie Erwachsenen ist täglich bis alle zwei Tage gut. Dabei sollte der Stuhlgang nicht wehtun oder hart sein.
Bei gestillten Säuglingen ist die Bandbreite viel grösser: Im normalen Bereich liegen von bis zu zehn Mal am Tag oder nur alle zehn Tage.
Kann eine Obstipation bei einem Kind auch einmal gefährlich werden?
Wichtig ist, dass die Eltern, wenn sie eine Verstopfung beim Kind bemerken, nicht lange warten bis sie etwas unternehmen. Ansonsten entsteht ein Teufelskreis und es wird nur noch schlimmer: Das Kind vermeidet wegen des harten Stuhls bzw. der dadurch entstandenen Schmerzen auf die Toilette zu gehen.
Man muss auf alle Fälle nach der Ursache suchen, wenn die Verstopfung seit der Geburt besteht, wenn es zu immer wieder starken Bauchschmerzen kommt, wenn das Kind nicht wächst, an Gewicht zunimmt oder wenn es zu Blutbeimengungen im Stuhl kommt.
Nicht nur die Kinder, auch die Eltern leiden sehr unter der Verstopfung. Wie können diese ihren Kleinen schnell helfen?
Sie sollten sich baldmöglichst bei ihrem Kinderarzt melden. Wenn die Verstopfung zu lange besteht, muss man manchmal einen Einlauf machen. Ausserdem muss man dann sicher «Laxantien» geben – ein Medikament, meist in Pulverform, das den Stuhl weicher werden lässt. Wichtig zu wissen ist, dass es nicht abhängig macht. Zu alle dem kommt ein Toilettentraining hinzu, um den gastrokolischen Reflex zu unterstützen, das heisst, das Kind sollte nach dem Essen in aller Ruhe und so lange es braucht auf die Toilette gehen.
Zusätzlich sollte man auf eine ausgewogene, kindgerechte Ernährung achten.
Wie kann man langfristig einen regelmässigen Stuhlgang fördern?
Durch eine ausgewogene Ernährung, eine ausreichende Menge an Wasser trinken sowie durch regelmässige Bewegung.
Zur Person
Dr. med. Anne-Kristin Rostetter ist Pädiaterin und Inhaberin der Praxis «Kinderärzte am Sternen», die am 8. März 2021 in der Mitte von Oerlikon eröffnet wurde.
2 Kommentare zu „Verstopfung bei Kindern: Wie lösen?“
Mein Sohn leidet an Verstopfung. Er ist gerade 4. Damit gehört er zu den fünf Prozent.
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Verstopfung. Gut zu wissen, dass man bei längerem Andauern diese umgehend dem Kinderarzt melden sollte. Mein Sohn hat gerade eine Weile nicht mehr aufs Klo gehen können und ich werde direkt mit ihm zum Kinderarzt fahren.