KI in der Er­näh­rungs­be­ratung – wir haben ChatGPT um Rat gebeten

Ernährungsberatung mit ChatGPT: Kann KI bei erhöhten Harnsäurewerten helfen?
Er­näh­rungs­be­ratung mit einem Chatbot: Kann KI bei er­höhten Harn­säu­re­werten helfen? Wir machten den Test. 

Seit Greg Mushen seinen Ab­nehm­erfolg mit­hilfe von KI (künst­licher In­tel­ligenz) auf X pu­bli­ziert hat, sind «Tech-Freaks» aus dem Häuschen: Der be­ken­nende Sport­muffel hat ChatGPT um Hilfe ge­beten, die Rat­schläge be­folgt und so 12 Kilo ab­ge­nommen

Die Auf­regung schien al­ler­dings etwas über­trieben. Die von ihm um­ge­setzten Mass­nahmen sind ohne Aufwand im Web zu finden. Einige Bei­spiele: Ver­zicht auf Zucker und al­ko­ho­lische Ge­tränke, Sport fix in der Agenda ein­planen, Lauf­schuhe im Eingang gut sichtbar plat­zieren, Lauf­pensum kon­ti­nu­ierlich steigern etc.
Der Hype war ver­mutlich da­durch be­dingt, dass man an einer Er­folgs­ge­schichte, ba­sierend auf einer neuen Me­thode, live an Greg Mushens Ge­schichte teil­nehmen konnte. Der Faktor «neue Me­thode» spielt beim Thema Ab­nehmen immer eine Rolle.

Zurück zur KI. Wir wollten wissen, ist der Chatbot des Com­pu­ter­pro­gramms Dall‑E von Open AI be­reits in der Lage, uns zu einer ein­fachen An­frage kor­rekte Er­näh­rungs­emp­feh­lungen zu geben?

Die Aufgabe: Was tun bei er­höhten Harn­säu­re­werten?
Wir stellten kei­nerlei zu­sätz­liche An­for­de­rungen wie Über­ge­wicht, Un­ver­träg­lich­keiten, Essen am Fa­mi­li­en­tisch etc. Ebenso ver­zich­teten wir darauf, La­bor­werte ein­zu­ordnen.
Be­nutzte Plattform: Open AI
Chatbot: ChatGPT‑X

Die Sitzung mit ChatGPT

An­frage an ChatGPT: Guten Tag. Ich habe einen er­höhten Harn­säu­rewert. Was muss ich be­achten bei der Er­nährung?
Antwort von ChatGPT: Als erstes sollten Sie Le­bens­mittel meiden, die reich an Pu­rinen sind, da diese den Harn­säu­re­spiegel er­höhen können. Dazu ge­hören Fleisch, Fisch, In­ne­reien, Hül­sen­früchte und Al­kohol. Statt­dessen sollten Sie sich auf eine aus­ge­wogene Er­nährung mit viel Obst, Gemüse, Voll­korn­pro­dukten und fett­armen Milch­pro­dukten kon­zen­trieren. Es ist auch wichtig, viel Wasser zu trinken, um die Harn­säure aus dem Körper zu spülen. Wenn Sie über­ge­wichtig sind, sollten Sie ver­suchen, Ge­wicht zu ver­lieren, da dies auch den Harn­säu­re­spiegel senken kann. Es ist ratsam, einen Arzt oder Er­näh­rungs­be­rater zu kon­sul­tieren, um eine in­di­vi­duelle Er­näh­rungs­be­ratung zu erhalten.

Ein­ordnung: Stimmt ru­di­mentär, es wurden jedoch einige gröbere Fehler aus dem Web kol­por­tiert.
Al­kohol ist nicht pu­rin­reich, sollte trotzdem ge­mieden werden, weil er die Aus­scheidung ver­ringert und die Leber nach Al­ko­hol­konsum Harn­säure bildet.
Hül­sen­früchte bzw. die Purine daraus haben keinen Ein­fluss auf die Harn­säu­re­bildung, weil sie sehr fa­ser­reich sind, im Ge­genteil sie haben einen po­si­tiven Ge­samt­effekt. Zudem stellen sie eine wichtige Quelle für pflanz­liche Protein dar. Diesen Fehler haben leider weder SGE, BAG/BLV noch die DGE auf ihren Seiten kor­ri­giert.
Harn­säure wird mit viel Wasser trinken nicht zu­sätzlich aus dem Körper ge­spült. Die Flüs­sig­keits­zufuhr sollte bei mehr als 2 Liter pro Tag liegen, damit die Harn­säure aus­rei­chend aus­ge­schieden wird.
Es fehlen vier wichtige Er­näh­rungs-Aspekte: Fastenkuren und hoher Fructose-Konsum. Beide wirken sich ne­gativ aus. Vitamin C und mo­de­rater Kaf­fee­konsum haben hin­gegen eine po­sitive Wirkung.

In welchen Le­bens­mitteln ist Purin drin?

Frage: Welche Nah­rungs­mittel sind reich an Pu­rinen?
Antwort von ChatGPT: Le­bens­mittel, die reich an Pu­rinen sind, sind vor allem tie­rische Pro­dukte wie Fleisch, Fisch und In­ne­reien. Hier sind einige Beispiele:

  • Rind­fleisch, Schwei­ne­fleisch, Lamm­fleisch, Wildfleisch
  • Hüh­ner­fleisch, En­ten­fleisch, Gänsefleisch
  • Fisch (be­sonders Sar­dinen, Hering, Ma­krele, Thun­fisch, Lachs)
  • Mee­res­früchte (be­sonders Mu­scheln, Krabben, Gar­nelen, Hummer)
  • In­ne­reien (be­sonders Leber, Nieren, Herz)
  • Hül­sen­früchte (be­sonders Erbsen, Bohnen, Linsen)
  • Pilze (be­sonders Stein­pilze, Cham­pi­gnons, Pfifferlinge)

Es ist wichtig zu be­achten, dass nicht alle Men­schen gleich auf pu­rin­reiche Le­bens­mittel re­agieren. Einige Men­schen können mehr Purine ver­tragen als andere. Wenn Sie einen er­höhten Harn­säu­re­spiegel haben, sollten Sie jedoch ver­suchen, den Verzehr von pu­rin­reichen Le­bens­mitteln zu reduzieren.

Ein­ordnung: Bis und mit «In­ne­reien» trifft alles zu. Be­treffend der Hül­sen­früchte, wird der be­reits oben ge­nannte Fehler re­pe­tiert. Pilze sind pu­rinfrei. Die ge­gen­teilige Be­hauptung mutet absurd an.
Der Text­ab­schnitt «… dass nicht alle Men­schen gleich auf pu­rin­reiche Le­bens­mittel re­agieren.» be­zieht sich wohl auf Per­sonen mit einer ge­ne­ti­schen Prä­dis­po­sition. Das wäre demnach zu­treffend, aber um­ständlich formuliert.

Ist in Milch­pro­dukten und Eiern Purin enthalten?

Frage: Wie sieht es mit Milch­pro­dukten und Eiern aus? Sind diese schädlich?
Antwort von ChatGPT: Milch­pro­dukte und Eier sind im All­ge­meinen nicht reich an Pu­rinen und können daher in mo­de­raten Mengen in einer Er­nährung für Men­schen mit er­höhtem Harn­säu­re­spiegel ent­halten sein. Tat­sächlich können fettarme Milch­pro­dukte wie Milch, Jo­ghurt und Käse sogar helfen, den Harn­säu­re­spiegel zu senken, da sie reich an Lac­to­ba­cillus sind, einer Art von pro­bio­ti­schen Bak­terien, die die Harn­säu­re­aus­scheidung fördern können.

Ein­ordung: Beinahe korrekt. Der po­sitive Effekt wird nicht durch Lac­to­ba­cillus, der in der in der Her­stellung von Milch­pro­dukten ein­ge­setzt wird, er­zeugt. Der po­sitive Effekt kommt aus Bau­steinen (Ami­no­säuren) des Milchproteins.

Frage: Und Eier?
Antwort von ChatGPT: Eier sind auch eine gute Pro­te­in­quelle und ent­halten nur ge­ringe Mengen an Pu­rinen. Es ist jedoch wichtig, den Verzehr von Eiern in Massen zu halten, da sie auch reich an Cho­le­sterin sind

Ein­ordnung: Falsch. Das Web ver­gisst nicht. Die Mär vom Ei­er­verbot bei er­höhtem Cho­le­ste­rin­spiegel bleibt ver­mutlich erhalten.

Frage: Und wenn sich der Harn­säu­re­spiegel dennoch erhöht?
Antwort von ChatGPT: Es ist jedoch wichtig zu be­achten, dass jeder Mensch anders auf be­stimmte Le­bens­mittel re­agiert. Wenn Sie fest­stellen, dass der Verzehr von Milch­pro­dukten oder Eiern Ihren Harn­säu­re­spiegel erhöht, sollten Sie diese Le­bens­mittel mög­li­cher­weise ein­schränken oder ver­meiden. Es ist immer ratsam, einen Arzt oder Er­näh­rungs­be­rater zu kon­sul­tieren, um eine in­di­vi­duelle Er­näh­rungs­be­ratung zu erhalten.

Ein­ordnung: Kryp­tisch, aber korrekt, be­sonders der Schlusssatz.

Gehen Take-away-Essen und ein er­höhter Harn­säu­rewert zusammen?

Frage: Welches Take-Away kann ich essen mit er­höhten Harn­säu­re­werten?
Antwort von ChatGPT: Wenn Sie er­höhte Harn­säu­re­werte haben, sollten Sie Le­bens­mittel ver­meiden, die pu­rin­reich sind, da Purine in Harn­säure um­ge­wandelt werden. Einige Le­bens­mittel, die Sie ver­meiden sollten, sind Fleisch, Fisch, Mee­res­früchte, Hül­sen­früchte und Alkohol.

Statt­dessen können Sie sich für Take-Away-Op­tionen ent­scheiden, die reich an Gemüse, Obst, Voll­korn­pro­dukten und ma­gerem Ei­weiss sind. Hier sind einige Optionen:

  1. Sushi mit Gemüse oder Avocado an­stelle von Fisch
  2. Salate mit viel Gemüse und ma­gerem Ei­weiss wie Hühnchen oder Tofu
  3. Ge­mü­se­currys mit wenig oder keinem Fleisch
  4. Ge­grilltes Gemüse mit Quinoa oder Vollkornreis
  5. Suppen mit Gemüse und Hühnchen oder Tofu

Es ist auch wichtig, viel Wasser zu trinken, um die Harn­säure aus dem Körper zu spülen. Ver­meiden Sie zucker­haltige Ge­tränke und Al­kohol, da diese den Harn­säu­re­spiegel er­höhen können.

Ein­ordung: Die Punkte, die in der Ein­leitung vor­kommen, haben wir be­reits be­handelt.
Die Menu-Vor­schläge sind recht kreativ und keiner un­ge­eignet. Bei den Bei­spielen 1 und 4 fehlt die Pro­te­in­kom­po­nente. Bei den Bei­spielen 2 und 4 gibt es keine Kohlenhydratbeilage.

Schluss­ab­schnitt: Wasser: be­reits oben kom­men­tiert. Die zucker­hal­tigen Ge­tränke werden erst im Kontext mit Take-Away er­wähnt – interessant.

Er­nüch­terndes Fazit

Schluss­fazit: Note 4 — 5.

Es gibt wenig schlimme Fehler. Würde man seine Er­nährung ent­spre­chend diesen Rat­schlägen um­stellen, liesse sich der Harn­säu­rewert senken.

Dennoch ist die Lei­stung er­nüch­ternd. Es finden sich mehr­heitlich Text­ab­schnitte aus Web­seiten von Life­style Ma­ga­zinen wie fit­forfun, Bri­gitte, Focus etc.

Weshalb setzen die Macher von Open AI das Pro­gramm nicht auf wirklich re­le­vante Quellen an, wie bei­spiels­weise die MAYO Clinic oder etwas po­pu­lärer auf Me­di­cal­News­Today? Die Suche auf Web­seiten der me­di­zi­ni­schen Fach­ge­sell­schaften wäre eben­falls ein Benefit.

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Ruth Ellenberger

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