Fertigprodukte locken. Was darf bei älteren Menschen auf den Tisch, was sollten sie meiden?
Annina Pauli: Wir unterscheiden Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza, Mikrowellenlasagne und komplette Fertigmenus von Convenience-Produkten, also halbfertigen Produkten. Dazu gehören Dosentomaten (Pelati), Tiefkühlgemüse, gerüstete Schnittsalate oder gekochte Randen. Beide Varianten sind keinesfalls grundsätzlich schlecht. Besonders Menschen, die sonst sehr eintönig kochen, können durch den Einsatz von Fertig- oder Halbfertigprodukten viel Abwechslung erreichen.
Es sind nicht einzelne Produkte als schädlich zu beurteilen, sondern allenfalls bestimmte Inhaltsstoffe. Beispielsweise Nitritpökelsalz bei Fleischprodukten aus der Dose oder Zuckersirup bei Fruchtkonserven. Bei gewissen Fertigprodukten ist der hohe Fettanteil zu beachten. Das gilt beispielsweise für Lasagne, Pizza, panierte Fleisch- oder Fischprodukte aber auch für Käsegerichte. Meine Empfehlung: +/- 5 Gramm Fett pro 100 Gramm Fertiggericht.
Die vakuumverpackten Fertigmenus aus dem Kühlregal der Grossverteiler sind in der Regel von guter Qualität. Hier empfiehlt es sich, auf ausreichend Abwechslung zu achten und Gerichte ohne Gemüsebeilage entsprechend mit Gemüse, Salat oder einer Gemüsesuppe zu ergänzen.
Was ist an Fertigprodukten schädlich?
Vor allem der hohe Fettanteil und die oftmals geringe Fettsäurenqualität. Zusätzlich weisen die vielen Fertig- und Halbfertigprodukte (Spätzli, Ravioli, Lasagne, Nudelgerichte etc.) einen hohen Anteil an stark verarbeitetem Weissmehl auf. Schädlich sind die meisten Angebote nicht, aber sie entsprechen eben auch nicht der empfohlenen Ausgewogenheit bezüglich Gemüsekomponente.
Und welche sind eine wertvolle Ergänzung des Menüplanes?
Convinience Produkte (Halbfertigprodukte), wie Tomatensauce oder Pelati, gewaschener Schnittsalat, Tiefkühlgemüse, etc. eignen sich ideal, um ein schnelles Menü ausgewogen zu gestalten, auch mit wenig Zeit oder Kochkenntnissen.
Wie oft in der Woche darf jemand auf Fertigprodukte zugreifen?
Mit den Convinience-Varianten lassen sich täglich ausgewogene Menüs kreieren. Gute Beispiele dafür sind: ein Stück Wähe mit einem fertig gerüsteten Gemüsesalat; Fertig-Rösti mit Spiegelei und dazu Tiefkühlgemüse; Gemüsesuppe zum Erwärmen, ergänzt mit einem Stück Käse und einem Stück Vollkornbrot; eine Portion Fertigravioli mit gemischtem Salat; Porridge aus Instanthaferflocken mit Kompott aus Tiefkühlaprikosen. Der Verarbeitungsgrad macht den Unterschied – weshalb komplett verzehrfertige Gerichte nicht täglich zu empfehlen sind. Generell kann gesagt werden: Je verarbeiteter ein Produkt, desto eher sind ungeeignete Zusatzstoffe in grösseren Mengen enthalten.
Der Inhalt von Fertigprodukten muss auf der Verpackung deklariert werden. Auf welche Angaben ist zu achten?
Sind in hohen Mengen Salz, Zucker oder Fette enthalten, sollte das Produkt eher gemieden werden. Leider geben die Nährwertangaben aber keine Auskunft über den Anteil enthaltener Vitamine und Mineralstoffe. Die Zutatenliste ist hingegen eine gute Orientierungshilfe: Was zuerst genannt wird, ist zum grössten Anteil enthalten, danach gilt die absteigende Reihenfolge. Stehen an erster oder an zweiter Stelle Weissmehl, tierische Fette oder Zucker, ist das Produkt als wenig geeignet zu beurteilen.
Portionen von Fertigprodukten sind oft gross und nicht in einer Mahlzeit zu bewältigen. Wie lange darf man Reste behalten? Darf man Reste einfrieren und später essen?
Idealerweise werden Reste in einem luftdichtverschliessbaren Gefäss gelagert. Geschieht der Wechsel in den Kühlschrank gleich nach dem Auskühlen der Lebensmittel, bleiben sie dort 3 – 4 Tage geniessbar. Wer entsprechende Boxen und ein Gefrierfach hat, kann die Speiseresten selbstverständlich auch gefrieren und zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Tauen wieder erwärmen.
Welche Fertigprodukte soll ein älterer Mensch, wenn überhaupt, in grösseren Mengen einkaufen?
Wer einen Tiefkühler hat, sollte je einen Beutel tiefgefrorenes Gemüse (wie Erbsen, Bohnen, Brokkoli, etc.) und Früchte (wie Beeren, Aprikosen, Zwetschgen etc.) zuhause lagern. Weiter ist ein Grundstock an Hülsenfrüchten (bspw. eine Dose Linsen und Borlottibohnen) sinnvoll. Sie liefern nebst wertvollen Kohlenhydraten relevante Mengen an Eiweiss und Nahrungsfasern. Bei den frischeren Produkten sind eine Schachtel Eier, etwas Käse sowie die gut lagerbaren Klassiker Apfel, Karotten und Zwiebeln sinnvolle Anschaffungen, um sich auf der sicheren Seite zu fühlen. Was meiner Meinung nach auch nicht fehlen sollte: Nervennahrung in Form von Schokolade oder ein paar feinen Guetzli.
Dieses Interview ist ursprünglich auf «Seniorweb» erschienen. Es wurde von Jürg Bachmann geführt.